Immer mehr Menschen fragen sich, ob eine e-zigarette ohne nikotin schädlich für herz sein kann und welche Mechanismen hinter möglichen Herz-Kreislauf-Effekten stehen. Diese Frage ist besonders relevant, weil viele Nutzerinnen und Nutzer auf nikotinfreie Liquids umsteigen, in der Hoffnung, gesundheitliche Risiken zu reduzieren. In diesem ausführlichen Beitrag werden wissenschaftliche Studien, mechanistische Erklärungen, Mythen, Risikogruppen und praktische Empfehlungen zusammengeführt, um eine evidenzbasierte Einschätzung zu ermöglichen.
Bei nikotinfreien E-Zigaretten handelt es sich um Geräte, die ein Liquid ohne zugesetztes Nikotin verdampfen. Die Basisflüssigkeit besteht meist aus Propylenglykol (PG) und pflanzlichem Glycerin (VG), ergänzt durch Aromen und ggf. weitere Zusatzstoffe. Obwohl das Fehlen von Nikotin die sucht- und blutdrucksteigernden Effekte eliminiert, bleiben andere Bestandteile und ihre thermischen Umwandlungsprodukte relevant für die Frage, ob die e-zigarette ohne nikotin schädlich für herz ist.
Die möglichen Mechanismen sind vielfältig und zum Teil unabhängig vom Nikotin:
Inhalierte Schadstoffe können lokale Entzündungen in den Atemwegen auslösen, systemische Zytokine freisetzen und die Endothelfunktion negativ beeinflussen. Eine beeinträchtigte Endothelfunktion ist ein früher Marker für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mehrere Laborstudien zeigen, dass Aerosole aus nikotinfreien Liquids Endothelzellen schädigen können, wenn auch meist in höheren Konzentrationen als bei herkömmlichen Zigaretten.
Aldehyde und freie Radikale aus dem Verdampfungsprozess führen zu oxidativem Stress, der die mitochondriale Funktion beeinträchtigt. Herzmuskelzellen sind besonders anfällig für mitochondriale Schäden, weshalb längerfristige Exposition potenziell negative Auswirkungen haben kann.
Auch ohne Nikotin können bestimmte Aromastoffe oder flüchtige organische Verbindungen die autonome Regulation beeinflussen und zu Veränderungen in der Herzfrequenzvariabilität führen. Experimentelle Untersuchungen an Menschen zeigten vereinzelt kurzfristige Änderungen der Herzfrequenzvariabilität nach Nutzung bestimmter E-Liquids, doch die klinische Relevanz für langfristige Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleibt unklar.
Einige Komponenten des Aerosols könnten die Thrombozytenaktivierung fördern und damit das Thromboserisiko erhöhen. Studien an Blutproben legen nahe, dass nikotinfreie Aerosole gerinnungsfördernde Effekte zeigen können, allerdings sind die Ergebnisse heterogen.
Die Evidenzlage ist noch im Aufbau. Es gibt drei Typen von Studien:
Wichtig ist: Viele Studien beschränken sich nicht auf reine nikotinfreie Nutzer, und Mischkonsumenten (gleichzeitig Dampfen und Rauchen oder wechselndes Nikotin) erschweren die Interpretation. Trotzdem deuten mehrere Arbeiten darauf hin, dass auch nikotinfreie E-Zigaretten nicht vollständig harmlos für das Herz sein müssen.
Bestimmte Personengruppen sollten besonders vorsichtig sein:
Erfragen Sie den Konsum von E-Zigaretten explizit bei Anamneseaufnahmen. Informieren Sie Patientinnen und Patienten über mögliche Risiken nikotinfreier Liquids, dokumentieren Sie Biomarker und Vitalparameter bei Bedarf und empfehlen Sie bewährte Rauch- und Nikotinentwöhnungsstrategien, wenn relevant.
Hinsichtlich des Gesamtrisikos sind nikotinfreie E-Zigaretten in vielen Bereichen vermutlich weniger schädlich als das Rauchen konventioneller Zigaretten, hauptsächlich weil sie keine Verbrennungsprodukte des Tabaks (z. B. Teer) liefern und kein Nikotin enthalten. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie risikofrei sind. Kurzfristig können viele Parameter günstiger aussehen, langfristig sind die Daten noch unzureichend. Der Vergleich ist also relativ: weniger schädlich, aber nicht vollkommen unschädlich.

Die Regulierung von E-Zigaretten und Liquids variiert stark zwischen Ländern. Eine stärkere Qualitätskontrolle würde helfen, schädliche Verunreinigungen und unsichere Aromastoffe zu reduzieren. Für die Frage, ob eine e-zigarette ohne nikotin schädlich für herz ist, spielt Qualitätskontrolle eine große Rolle: besser regulierte Produkte können potenziell weniger toxische Emissionen erzeugen.
Mythos: "Ohne Nikotin ist Dampfen harmlos." Fakt: Nikotinfrei reduziert bestimmte Risiken, beseitigt aber nicht die Exposition gegenüber möglichen toxischen Zerfallsprodukten, Metallen und irritierenden Aromastoffen.
Mythos: "Aromen sind immer sicher." Fakt: Aromen sind häufig für Lebensmittel zugelassen, aber Inhalations-Sicherheit ist eine andere Bewertungskategorie. Ein Aromastoff, der sicher geschluckt werden kann, ist nicht automatisch sicher beim Inhalieren.
Die Antwort auf die Frage, ob eine e-zigarette ohne nikotin schädlich für herz ist, lautet: Es gibt plausible biologische Mechanismen und erste empirische Hinweise darauf, dass auch nikotinfreie E-Zigaretten negative Effekte auf Herz und Gefäße ausüben können. Der Grad der Schädlichkeit ist wahrscheinlich geringer als bei Tabakrauchen, aber nicht vernachlässigbar. Besonders Personen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwangere und junge Menschen sollten Vorsicht walten lassen.
Weitere qualitativ hochwertige Längsschnittstudien und standardisierte Emissionsanalysen sind zwingend notwendig, um die langfristigen kardiovaskulären Risiken von nikotinfreien E-Zigaretten endgültig zu klären. Bis dahin ist ein vorsichtiger, informierter Umgang ratsam.
Hinweis: Diese Darstellung ersetzt keine individuelle ärztliche Beratung. Bei konkreten gesundheitlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Nein. Obwohl nikotinfrei das Sucht- und Blutdruckrisiko verringert, können andere Bestandteile und Abbauprodukte des Aerosols Entzündungen, oxidativen Stress und Endothelstörungen verursachen, die das Herz-Kreislauf-System belasten können.

Im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten ist das kardiovaskuläre Risiko bei nikotinfreien E-Zigaretten wahrscheinlich reduziert, aber nicht null. Langfristige Daten fehlen jedoch, sodass eine definitive Quantifizierung derzeit nicht möglich ist.
Patienten mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten die Nutzung mit ihrem Kardiologen besprechen; in vielen Fällen ist ein vollständiger Verzicht empfehlenswert, da selbst kleine zusätzliche Risiken klinisch bedeutsam sein können.
